Wirtschaft

01.01.2013: Süßer die Kassen nie klingeln. Das dachten sich in der Vorweihnachtszeit auch der Siemens-Vorstandschef Peter Löscher und seine KollegInnen im Konzernvorstand und versilberten große Aktienpakete des Unternehmens. Löscher machte dabei einen Schnitt von 3,26 Millionen Euro. Bei einem Jahreseinkommen von acht Millionen Euro ein saftiges Zubrot. Aber auch die anderen Vorstandsmitglieder machten Reibach; bis auf einen Ausnahme erlösten sie sechsstellige Beträge. Ein kleines Obendrauf gab es noch zusätzlich wegen des gestiegenen Aktienkurses. Denn im Unterschied zum ICE, den Siemens nicht termingerecht auf die Gleise bringt, stimmte in diesem Fall das Timing.

Am 8. Oktober hatte Peter Löscher ein unerwartet hartes Einsparprogramm angekündigt. Um satte sechs Milliarden Euro sollen die Kosten in dem Weltkonzern bis Ende 2014 reduziert werden. Im Gegensatz zu den 370.000 Mitarbeitern war dies für viele Anleger eine erfreuliche Nachricht. Der Kurs der Siemens-Aktie stieg um vier Prozent. Allein Löscher sackte dadurch um gut 120.000 Euro mehr ein, als ihm seine Aktien noch einen Monat zuvor eingebracht hätten. Die Weihnachtsgeschenke für die Familien waren damit wohl finanziert.

Unruhigere Weihnachten dürften diejenigen Siemensbeschäftigten verbracht haben, die mit dem Abbau ihrer Arbeitsplätze rechnen müssen; wie z.B. die KollegInnen der Siemens Tochter Mechanik Center GmbH in Erlangen. Ihnen war im Dezember völlig überraschend mitgeteilt worden, dass der Betrieb geschlossen werden soll. Um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen, stürmte die Belegschaft am 13. Dezember die Bühne der Stadthalle Erlangen, in der gerade die Betriebsversammlung für den Siemenssektor Industry stattfand. Zwei Kolleginnen schilderten ihre Situation. Als eine der beiden Kolleginnen am Ende ihrer Rede die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, war auch dem Letzten im Saal klar geworden, was es für die Beschäftigten der MEC bedeutet, kurz vor Weihnachten zu erfahren, dass der Betrieb geschlossen und ihre Arbeitsplätze vernichtet werden sollen.

 

Siemens geht wieder einmal unruhigen Zeiten entgegen

Zwar zählt Siemens zu den fünf Konzernen mit Sitz in Deutschland, die unter die Top 100 der Weltwirtschaft aufgestiegen sind. Auch der Gewinn von 4,6 Milliarden Euro nach Steuern im Geschäftsjahr 2011/2012 kann sich sehen lassen. Doch Konzernchef Peter Löscher ist das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte nicht gut genug, denn im Vorjahr war der Gewinn noch bei 6,3 Milliarden Euro gelegen. Mit einer Kapitalrendite von 24% hatte sich der Industriekonzern in die Sphären des ehemaligen Deutsch-Bankers Josef Ackermann empor gehoben. Dazu kommt das Debakel mit den verspäteten ICE-Zügen für die Deutsche Bahn, die Probleme bei der Anbindung von Windparks auf hoher See, das unerreichbar scheinende Ziel, bald einen Umsatz von hundert Milliarden Euro zu erreichen.

Für die Finanzinvestoren ist Siemens mit dem aktuellen Ergebnis aus der Champions League abgestiegen. Da besinnt sich Löscher wieder auf die Strategie, die er vor seinem Einstig bei Siemens im Zentralvorstand von General Electrics gelernt hat: Konzentration auf die Kerngeschäfte und dort eine führende Position in der internationalen Konkurrenz einnehmen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann gilt der Leitspruch “Fix it, close it or sell it”. Mit dem Programm „Siemens 2014“ soll der Konzern wieder profitabler gemacht und quer durch das Unternehmen zwölf Prozent Marge erwirtschaftet werden. "Das erste Ziel ist nicht Stellenabbau. Aber es wird sich am Ende auf die Arbeitsplätze auswirken“, sagte Löscher, als er das Sparprogramm verkündete.

„Rettungsschirm für Arbeitsplätze“

„Sechs Milliarden Euro sollen in den nächsten beiden Jahren eingespart werden, auch auf dem Rücken der Beschäftigten. Da muss es an allen Standorten in Deutschland von den Kolleginnen und Kollegen massive Gegenwehr geben“, appelliert die IG Metall an die Siemens-Beschäftigten und fordert einen „Rettungsschirm für Arbeitsplätze“.

Jürgen Kerner, Mitglied im Vorstand der IG Metall und im Aufsichtsrat der Siemens AG kritisierte bei der Siemens-Betriebsrätekonferenz Ende November in Berlin: „
Vollmundig wurde der Umbau zum grünen Konzern gepriesen. Es wurde über eine Umsatzstärke von 100 Milliarden Euro philosophiert und vieles mehr. Und jetzt? Jetzt schafft man es nicht, an der Energiewende zu partizipieren und die Energiewende in Aufträge und Arbeit für Siemens zu gießen. Nach Solar jetzt ja nun auch der Ausstieg aus der Wasseraufbereitung.“ Für die IG Metall ist Siemens einer der Schlüsselkonzerne für den ökologischen Umbau der Produktionsweise. „Die konsequente Ausrichtung auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit ist das Fundament für die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens“, meint der Metaller. Deshalb werden, so Jürgen Kerner, die IG Metall und die Betriebsräte den „Renditewahn“ nicht mitmachen, sondern dafür wirken, dass der lange Atem für den Umbau zum „grünen Konzern“ entwickelt werde. Kerner: „Die Energiewende ist weit mehr als die überfällige Abkehr von der unvertretbar gefährlichen Atomtechnik. Mit ihr verbindet die IG Metall eine nachhaltige ökologische Modernisierung unserer Industriegesellschaft. Sie ist eine Chance für die gesamt Metall- und Elektroindustrie und weit darüber hinaus, wenn sie richtig angepackt wird. Es geht um neue Technologien und Produkte, die Maßstäbe setzen in Sachen CO2-Reduzierung, Effizienz und Kreislaufwirtschaft.“ Für Siemens heiße dies, so der IG Metaller, dass „renditeschwache Bereiche entwickelt werden, statt sie im Handumdrehen wieder zu verkaufen“, denn die Energiewende biete einem „integrierten Technologie-Konzern wie Siemens riesige Chancen“.

Unter der Losung „Mensch vor Marge“ werde die Gewerkschaft den Widerstand entwickeln, für die Sicherung der Arbeitsplätze und einen Umbau des Konzerns kämpfen. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, wie haltbar der zwischen IG Metall und Unternehmensleitung vereinbarten Beschäftigungspakt ist, mit dem betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind.

Mit Demonstrationen, Betriebsversammlungen und Kundgebungen reagierten die Siemens-Beschäftigten auf die Vorstandspläne: In Konstanz versammelten sich die Beschäftigten vor dem Werkstor und protestierten gegen den geplanten Verkauf der „Postal Automation“ (Post- und Paketsortiereinrichtungen). Die Beschäftigten der hundertprozentigen Siemens-Tocher Mechanik Center Erlangen (MEC), lassen sich die geplante Schließung nicht bieten. Und auch bei Nokia-Siemens Networks (NSN) formiert sich neuer Widerstand. Aufgebrachte NSN-Beschäftigte demonstrieren in München gegen einen erneuten Großangriff der Firmenleitung. In Bruchsal demonstrierte die Belegschaft gegen die beabsichtigte Schließung des dortigen NSN-Betriebes. „Wir kämpfen aber auch und wehren uns bis zum letzten, weil wir uns zutiefst ungerecht und schäbig behandelt fühlen“, sagte der Bruchsaler Betriebsratsvorsitzende Ernst Färber.

 

txt: lm
foto: stevendepolo

 

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
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UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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