Wirtschaft

kreuznach_delphi_121212_VM_466_30019.12.2012: Weit über 200 Beschäftigte von “Delphi Automotive Systems” in Langenlonsheim protestierten am 12. Dezember zunächst vor ihrem Werk, dann vor der regionalen BMW-Vertretung und abschließend auf dem Kornmarkt in Bad Kreuznach gegen die für Ende 2013 geplante Schließung der Produktionsstätte. Sie waren in den Streik getreten, weil sie Tage zuvor per Aushang am schwarzen Brett erfahren hatten, dass ab 2014 nur noch die Entwicklungsabteilung mit ca. 70 Beschäftigten bleiben soll. Nach Berechnungen des Betriebsrats wären inklusive betroffener Dienstleister im Werk ca. 350 Menschen und deren Familien direkt von der Schließung betroffen.

Darunter sind auch ca. 50 Menschen mit Handicap, die in einer Bad Kreuznacher Behindertenwerkstatt dem Automobilzulieferer zuarbeiten. Einen ersten Erfolg konnte der IGM-Metall-Bevollmächtigte Edgar Brakhuis bereits während der Kundgebung bekannt machen: die Geschäftsleitung erklärte sich unter dem Druck der Proteste bereit, mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Einen Termin vor Weihnachten, der den im Hintergrund tätigen “Abwicklungsstrategen” vorschwebe, lehne man aber ab.

Delphi stellt elektrische Bauteile, z.B. Schalter, für Autos her. BMW ist ein Hauptabnehmer. Der Betrieb hatte vor fünf Jahren noch 900 Beschäftigte. Vor zwei Jahren waren es noch 500, als sich Betriebsrat, Gewerkschaft und Belegschaft gegen die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Mexiko wehrten. Entlassungen konnten damals abgewehrt werden. Viele Beschäftigte verließen aber “freiwillig” den Betrieb, z.B. mit Abfindungen, ein endgültiges aus in den nächsten Jahren befürchtend. Derzeit sind weniger als 300 in der Produktion tätig. Der Mexikodeal erwies sich übrigens als Desaster für den US-amerikanischen Konzern. Nach massiven Kundenbeschwerden wegen mangelnder Qualität wurden die dort produzierten Schalten vor ihrer Auslieferung in Langenlonsheim nochmals überprüft und ca. 50% nachgearbeitet oder aussortiert.

Offensichtlich gibt es in Langenlonsheim derzeit keine wirtschaftlichen Probleme, die Zahlen sind schwarz und die Auftragsbücher voll. So voll, dass die Manager in den nächsten Wochen Samstags- und Sonntagsarbeit wollten. Diese zu verhindern wird ein Hebel sein, mit dem die Gewerkschaft gegen die Schließung kämpfen will. Das “Just-in-time”- System hätten die Gewerkschaften nicht gewollt, so Uwe Zabel vom IGM-Bezirk, es mache jetzt aber seine Erfinder druckempfindlich. Sollte die Schließung nicht zu verhindern sein, müsse es dem Unternehmen “richtig wehtun”. Gefordert werden drei Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr als Abfindung. Die IGM will auch Regelungen für Leiharbeiter durchsetzen, die bei Werksschließungen bis dato zumeist leer ausgingen. Ein Organisationsgrad von 90 Prozent lässt ein einheitliches Handeln der Belegschaft erwarten.

Bereits vor zwei Jahren wiesen Betriebsrat und Gewerkschaft darauf hin, es sei unwahrscheinlich, dass eine Entwicklungsabteilung ohne Produktion vor Ort längerfristig Bestand haben werde. Diese Illusion ist unter deren 70 Beschäftigten dennoch verbreitet, was viele vom Protest fernhielt. Dafür kamen aber 40 Kolleginnen und Kollegen mit einem Bus von Delphi in Illheim bei Strasbourg zur Demonstration an die Nahe. Ein zweiter Bus von dort startete am selben Tag nach Villepinte bei Paris, wo ein weiteres Werk des Konzerns platt gemacht werden soll. In Illheim wollen die Manager 103 von 140 Arbeitsplätzen vernichten. Kein Standort schreibe rote Zahlen, es gehe um eine “Profitoptimierung” – so ein Gewerkschafter im Gespräch - vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Krise der Automobilindustrie in Europa.

Dass auf dem Kornmarkt fast 400 Menschen demonstrierten war auch Ausdruck der Solidarität aus anderen Betrieben und Branchen, wie z.B. der örtlichen Niederlassung von KHS (Getränkeabfüllanlagen) und dem Automobilzulieferer Conti-Teves aus Rheinböllen. Telekom-Beschäftigte waren mit ihren ver.di - Fahnen dabei, auch Fahnen von DGB und IGBAU wurden geschwenkt. Mit Ansprachen protestierten u.a. auch der regionale SPD-Landtagsabgeordnete und der CDU-Bürgermeister von Langenlonsheim gegen die beabsichtigte Schließung. Systemkritik war von ihnen nicht zu erwarten gewesen, sie hoben darauf ab, dass ja noch schwarze Zahlen geschrieben würden. Dabei wirft die Krise deutliche Schatten auf die Region. Im Michelin-Reifenwerk Bad Kreuznach wird kurzgearbeitet. Beim noch ausgelasteten Automobilzulieferer Hay behauptet die Geschäftsleitung, andere Betriebe in der Branche hätten nur halb so hohe Personalkosten, weshalb man in Rheinböllen und Bad Sobernheim den Rotstift ansetzen müsse.

Nach Überzeugung der DKP Bad Kreuznach drängen sich immer mehr die Forderungen nach einer Konversion von zumindest Teilen der Automobilindustrie und einer massiven Arbeitszeitverkürzung in der gesamten Branche auf. Aber nicht in Form von Kurzarbeit, die Beschäftigte, Beitragszahler und Staat bezahlen müssen, sondern mit vollem Lohnausgleich zu Lasten der Profite. Dazu werde es nicht ausreichen, wenn zumeist nur die direkt betroffenen Belegschaften kämpften. Es sei eine strategische Aufgabe der Gewerkschaften, hier Motor gesamtgesellschaftlicher Kämpfe zu werden.

Text/Fotos: Volker Metzroth

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Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
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Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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