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alt16.09.2011:  Nicht erst seit dem Krieg der USA gegen den Irak ist dieses Land ein journalistisches Kriegsgebiet. Seit 1992 sind etwa 150 Journalisten dort ermordet worden. Aber die von den USA in den Irak gebrachte 'Demokratie' - sprich: Spaltung der Bevölkerung, Korruption, eigensüchtige Machtkämpfe der Inthronisierten, Elend, Not und Armut für große Teile der Bevölkerung - hat an den Bedrohungen kritischer Journalisten nichts geändert. In 2011 wurden bereits 5 Journalisten ermordet. Dieser Tage wurde ein erneuter Tiefpunkt erreicht, als am 8. September Hadi al-Mahdi, ein populärer irakischer Journalist in seinem Haus in Bagdad erschossen wurde.

Hadi al-Mahdi war bekannt für seine regierungskritischen medialen Berichte und Sendungen. Er leitete eine der beliebtesten Gesprächsrunden im Bagdader Radio DEMOZY, dreimal die Woche wurde sein Programm gesendet, welches viele Zustände im Irak ungehemmt kritisierte, insbesondere die verbreitete Korruption. Die Organisation Human Rights Watch gab zu der Ermordung und den Hintergründen inzwischen konkrete Informationen bekannt.

"Die Ermordung von Hadi al-Mahdi ist ein trauriger Höhepunkt der Lage, dass Journalismus im Irak ein Todeskommando ist", sagte der stellvertretende Leiter für den Nahen Osten von Human Rights Watch, Joe Stark. "Nach mehr als sechs Jahren 'demokratischer' Herrschaft, können Iraker, die ihre Ansichten öffentlich ausdrücken, dies immer noch nur unter größten Gefahren tun."

Hadi al-Mahdi war in seinem Haus in Bagdad mit mehreren Gewehrschüssen in den Kopf getötet worden. Zeugen am Tatort berichteten, dass sie keine Anzeichen eines Kampfes oder eines Diebstahls feststellen konnten, was auf eine vorsätzliche Tötung aus anderen Motiven hindeutet. So waren auch das Mobiltelefon, der Laptop-PC und andere Wertsachen im Haus unberührt gelassen.

Der freiberufliche Journalist und Theaterdirektor hatte die Korruption in der Regierung und die sozialen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten im Irak offen kritisiert. Seine beliebte Gesprächsrunde 'An jeden der zuhört' wurde dreimal in jeder Woche gesendet, bevor er sie vor zwei Monaten aufgeben musste. Seine Sendung lebte von der furchtlosen und bissigen, stets mit einer Spur Humor gefärbten Stimme, wie Human Rights Watch darlegte. Im Vorfeld der Großdemonstrationen am landesweiten 'Tag des Zorns' für Demokratie und gegen die Korruption am 25. Februar wurde Al-Mahdi zunehmend zu einem organisierenden Sprecher der neuen irakischen Protestbewegung in Bagdad.

Als Human Rights Watch mit al-Mahdi während der Demonstrationen am 25.2.2011 sprach, betonte er die Wichtigkeit friedlichen Protestes. Als Bereitschaftspolizei aggressiv gegen Demonstranten vorging und Gruppen der Protestierenden begannen, Hunderte von Steinen zu werden, konnte man ihn an der Spitze derjenigen sehen, die ihre Arme zur Bildung einer Menschenkette zwischen der aufgebrachten Menge und der Bereitschaftspolizei verschränkten und versuchten, Friedlichkeit zu bewahren. Viele, die so wie er handelten, wurden durch die Steine oder durch die Gewaltanwendung der Bereitschaftspolizei verletzt. 

Nach den Protesten am 25. Februar wurden Hadi al-Mahdi und drei weitere Journalisten von Sicherheitskräften in einem Bagdader Restaurant festgenommen. Man schlug sie und verband ihnen die Augen, bedrohte sie mit Folter während der nachfolgenden Vernehmung. Am nächsten Tag, nachdem die vier freigelassen worden waren, berichtete al-Mahdi Vertretern von Human Right Watch, dass die Vernehmungsbeamten ihn mit verbundenen Augen zu einem Bekenntnis von angeblichen Verbrechen und zu einem Versprechen gezwungen hatten, in Zukunft nicht mehr an Demonstrationen teilzunehmen. Er zeigte dabei Hämatome und rote Flecken auf seinem Gesicht, am Hals und den Schultern, sowie an Beinen und am Bauch.

Al-Mahdi setzte jedoch seine Arbeit unbeirrt fort und organisierte viele der wöchentlichen Freitagsdemonstrationen auf dem Tahrir-Platz Bagdads. Am 4. März näherte ihm sich dabei ein unbekannter Mann in der Volksmenge in einschüchternder Weise und sagte, dass er von den Sicherheitskräften überwacht würde, und zum Beweis nannte er ihm alle Personen, mit denen al-Mahdi an diesem Tag telefoniert hatte. Am 11. März berichtete er Human Rights Watch, dass ihm in der vorherigen Woche mehrmals per Telefon und Textnachrichten gedroht wurde, falls er wieder zum Tahrir-Platz ginge.

A-Mahdi war ebenfalls einer der prominenten Organisatoren einer großen Demonstration, die zum ersten Freitag nach dem Ende der einmonatigen moslemischen Fastenzeit Ramadan, den 9. September, geplant war. Sein Bild im Facebook-Profil war ein Aufruf zu dieser Demonstration, und nur wenige Stunden vor seinem Tod verbreitete er nochmals eine Nachricht über die Bedrohungen seiner Person:

"... Ich habe in den letzten drei Tagen in einem Zustand des permanenten Horrors gelebt. Einige Leute rufen mich an und warnen mich vor Razzien und vor Verhaftungen von Protestierenden. Es gibt Jemand, der sagt, dass die Regierung dies oder jenes tun wird. Ein Anderer mit einem Pseudonym droht mir in Facebook.  Ich werde an den Demonstrationen teilnehmen, denn ich bin einer ihrer Unterstützer. Ich bin der festen Meinung, dass der derzeitige politische Prozess uns nationale, wirtschaftliche und politische Niederlagen bringt. Er braucht dringend einen Wandel und wir verdienen eine bessere Regierung. Kurz gesagt - ich vertrete keine politische Partei oder irgendeine bestimmte Seite, außer der elenden Wirklichkeit, in der wir leben. ... Ich bin krank davon, unsere Mütter in den Straßen betteln zu sehen und ich bin krank von den Nachrichten über die Völlerei der Reichen und ihrer Plünderung der irakischen Reichtümer."

Der Ermordung von Hadi al-Mahdi sind Jahre von gezielter Gewalt gegen Journalisten im Irak vorausgegangen. Erst kürzlich, am 23. August, hat ein Angreifer den ebenfalls prominenten Journalisten Asos Hardi in Sulaimania mit einer Pistole angegriffen, und mit 32 Messerstichen verletzt, so dass er im Krankenhaus behandelt und gerettet werden musste. 

Seit dem Beginn der Proteste im Irak gegen die weit verbreitete Korruption und das Fehlen von öffentlichen Dienstleistungen im Februar dieses Jahres, sehehnsich Journalisten anwachsend Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt, die u.a. auch von Mitgliedern der Sicherheitskräfte der Staatsmacht ausgehen. 

"Im Irak sind wir Angriffe auf Journalisten gewöhnt, aber dieses Ereignis (die Ermordung al-Mahdis) geht uns in die Knochen", gestand Ammaral-Shabander, der Leiter des 'Institut for War and Peace Reporting' im Irak und ein Freund von al-Mahdi als er den ermordeten Freund in der Küche seiner Wohnung liegen sah. "Gewöhnlich wurden Journalisten bisher bei ihrer Arbeit getötet, und in Kriegsgebieten rechnet man mit Todesfällen. Aber hier ist das ganz anders, denn inder Küche deines Hauses sitzend auf diese Weise erschossen zu werden, das ist zu viel, um es zu ertragen."

Ein anderer Freund von al-Mahdi, Emad al-Ebadi, erzählte Vertretern von Human Rights Watch, dass al-Mahdi ihm anvertraut hatte, dass er täglich Todesdrohungen über soziale Medien und Mobiltelefone mit unterdrückter Nummernanzeige bekam: "Er kam sehr aufgebracht und verärgert zu mir und zeigte die erhaltenen Nachrichten zum Nachweis seiner Behauptungen. Früher habe ich dann immer versucht, ihn zu beruhigen und sagte ihm, er solle sich nicht über diese Telefonanrufe und -nachrichten sorgen. Ich riet ihm aber gleichzeitig, vorsichtig zu sein und wachsam zu bleiben." Al-Ebadi, der als Fernseh-Journalist mehrfach Personen des Parlaments und der Regierung kritisiert hatte, überlebte selbst einen Anschlag auf sein Leben am 23.11.2009 nur knapp, als unbekannte Angreifer ihm in den Nacken und den Kopf schossen.

Al-Shahbander gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Ermordung al-Mahdis die anderen Journalisten des Iraks nicht von der offenen Berichterstattung im Lande abhalten würde. "Es wurden so viele Journalisten im Irak entführt und getötet. Aber es spielt keine Rolle, wie viele gefoltert, eingeschüchtert oder getötet wurden - Journalisten werden ihre Arbeit immer fortsetzen", meinte er. "Dieser Angriff zeigt nur, wie verzweifelt die Feinde der Demokratie geworden sind."

Nicht nur Human Rights Watch forderte von den irakischen Behörden eine sofortige, vollständige und offene Untersuchung der Ermordung von al-Mahdi am 8. September 2011, wie die Verantwortlichen der Organisation in Beirut erklärten.

Auch die Generaldirektorin der UNESCO, Irina Bokova, in Wahrnehmung ihres von den UN erteilten Auftrages der "Förderung von gegenseitigen Kenntnissen und dem Verständnis der Völker füreinander durch alle Arten der Massenmedien",  verurteilte die Ermordung des so überaus prominenten Radio-Journalisten und forderte am 12. September eine umgehende Untersuchung des Mordes. "Hadi al-Mahdi und andere furchtlose Journalisten und Kommentatoren sind die ganze Seele demokratischer Debatten. Sie nehmen das fundamentale Menschenrecht der Meinungsfreiheit zum Wohle von uns allen wahr. Diejenigen, die Journalisten ermorden, müssen vor Gericht gestellt werden, wenn nicht Furcht und Angst die Medien und die einfachen Menschen lähmen sollen, die auf professionelle Journalisten bei Nachrichten und Analysen als Information über ihre politischen Entscheidungen angewiesen sind."

Es ist bezeichnend, dass das Verbrechen an Hadi al-Mahdi in den herrschenden BRD-Medien und ihren Menschenrechtsimperialisten, ganz anders als etwa in den USA (siehe z.B. New York Times) , fast keine Beachtung fand.

Text: hth  /  Quelle: Human Wrights Watch u.a.  /  Foto: CPJ

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

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Farkha2023 21 Buehnentranspi

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Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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