Aus Bewegungen und Parteien

alt07.02.2011:  Am 5. Februar hielt Eugen Drewermann bei den Protestaktionen gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München die Abschlussrede auf dem Marienplatz, von der wir schon in Auszügen zitierten. Hier weitere Gedanken seines Aufrufes zum Widerstand gegen imperialistische Kriege und für eine radikale Friedenspolitik. Der vollständige Text ist als Anhang (s.u.) beigefügt.

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, liebe Bürgerinnen und Bürger,

wir stehen hier auf dem Marienplatz in München, weil im Reichstag in Berlin und im Bayerischen Hof Volksvertreter sitzen, die das Volk nicht vertreten, indem sie ihr Plädoyer für den Krieg abgeben, während 70% des deutschen Volkes nach zehn Jahren des Mordens kein anderes Votum haben, als 'Raus aus Afghanistan'. ... Der Krieg in Afghanistan hat begonnen mit einer Lüge und er wird fortgeführt mit einer Lüge. Angeblich war er nötig in unbedingter Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika als Antwort auf den 11. September 2001. Jeder weiß, dass die Sicherheit Europas oder Amerikas nicht von den Afghanen bedroht ist. Seit mehr als 2.000 Jahren ist von diesem Gelände kein Krieg in irgendeiner Richtung ausgegangen. Stattdessen aber hat Afghanistan seit dem 19. Jahrhundert 5 Kriege durch europäische Mächte erlebt, drei durch die Briten, einer durch die Sowjetunion - angeheizt von den Amerikanern, von Brzezinski, und nun höchstpersönlich durch die Amerikaner selber. Um die Sowjets zu vertreiben, baute man die Gotteskrieger von Al-Quaida auf, inthronisierte man die Taliban. Und sie wären heute noch die Verbündeten der US-Amerikaner, hätten sie im Juli 2001 bei der Konferenz in Bonn dem Plan zum Bau von zwei Pipelines durch Afghanistan zugestimmt. Das haben sie nicht. Sie haben die schlimmste aller Sünden begangen, sich zu wehren gegenüber dem Industriekapital und der Erdölgier von God's own Country.  

Tatsächlich hat schon Bundeskanzler Schröder damit angefangen und der baronesque Kriegsminister Guttenberg ist nach vieler Lügerei in diesem Punkte plötzlich ehrlich. Sicherheit ist nicht mehr der Schutz der deutschen Bürger im In- und Ausland, Sicherheit ist der Schutz unserer Finanz- und Wirtschaftsinteressen. Dafür zu morden, dafür zu sterben ist unwürdig eines jeden Menschen. Der verlogen begründete Krieg wird verlogen weitergeführt. Immer noch wird sogar im Bundestag erzählt, dass wir ja doch dabei sind Brücken zu bauen, Brunnen zu bauen, Krankenhäuser zu bauen, Schulen zu bauen. Bitte schön – das könnten wir. Und täten wir seit zehn Jahren nur dies, Afghanistan wäre ein Paradies des Friedens. ...

Rechnen Sie's nur simpel vor! 300 Milliarden Dollar ist in zehn Jahren alleine der US-Regierung der Krieg in Afghanistan wert gewesen. Rechnen Sie es um auf ca. 15 Mio. afghanische Einwohner! Was könnte diesen Menschen an Gutem geschehen sein, hätten wir den verdammten Krieg vermieden, und nicht die Menschlichkeit nur zum Vorwand der Inhumanität genommen. Hätten wir getan, was wir zu tun vorgeben – in Ehrlichkeit und Wahrheit! Dass das nicht möglich war, ist der Verrat.

... Denn dies ist die Wahrheit: der Krieg in Afghanistan wird geführt für die beiden Erdölpipelines und um den Fuß in die Tür zwi­schen Indien und China zu bekommen, reinweg aus geostrategischen Gründen. Weltmachtan­sprüche verdienen aber nicht den fortgesetzten Mord von Menschen. Allenfalls diplomatisch mag man sich beliebt machen, zum Beispiel in Pakistan. Frau Clinton aber hier im bayerischen Hof hat nichts weiter zu erklären, als dass man in Pakistan im Swat-Tal weiter Krieg führen muss gegen Al-Quaida. Nicht einmal 2 Milliarden Dollar waren möglich, um die riesigen Flutopfer der Indus-Überschwemmung aufzufangen, aber 300 Milliarden für Krieg im Nachbarland. Bei solchen Proportionen macht man sich nicht beliebt, sondern verhasst – und das mit Grund bei jedem Fühlenden. Wir haben da nichts zu suchen – das ist die Wahrheit.

Obama hat den Krieg der Predator-Drohnen endlos aus­gedehnt. Und dann belügt man uns, indem man erläutert, dass bei Kundus vielleicht ein Unfall, irgendein Fehler bei der Nachrichteninformation geschehen sei. Was Guttenberg bis heute leugnet, steckt wahrscheinlich dahinter. Die Bundeswehr ist in Afghanistan längst dabei, zu tun, was die Amerikaner seit langem machen: gezieltes Töten. Und Kundus war wahr­scheinlich deshalb 'angemessen' – in der Sprache von Herrn Gut­tenberg - weil es um die Neutralisierung von Abdel Rahman ging, einem hoch­gestellten Talibanführer. Dann war es angemessen: 140 Tote nebenher, 'kola­teral damage'. Wer sich an diese Denkungsart gewöhnt, hat aufgehört, ein Mensch zu sein, Herr Guttenberg! Und er sollte nicht so tun, als wenn er Humanität verteidigt.

 ... Sie (die NATO) hat genauso begonnen mit einer Lüge, nämlich, dass es nötig wäre, die Bundes­republik-West zu verteidigen gegen den Sowjetimperialismus. Deutschland unter Adenauer hätte genauso neutral bleiben können, wie die Österreicher. Aber die Amerikaner wollten ein Aufmarschgebiet gegen den Ostblock, mög­lichst bis dicht an seine Westgrenze. Und das hatten wir mitzumachen, indem wir stramm standen. Aber man erzählte den Soldaten, wir würden all das Grauen­hafte im Krieg nur lernen müssen, um es zu verhindern. Wären wir grässlich und abschreckend genug, würde niemand wagen, uns anzu­greifen. Es war eine Zeit, als wir uns Regierungsbeamte hielten vom Formate Harry Trumans, der in seinem Tagebuch nachrechnete, wie viele Atom­bomben man braucht, um die Sowjetunion auszuschalten: zwei auf Petersburg, drei auf Moskau, vier auf Wladiwostok, fünf auf Magnitogorsk, und so weiter. Leute, die mit dem Atom­krieg Siege vorbereiten, haben einen Sprung in der Schüssel. Sie sind keine Demokraten, sie sind potenzielle Mas­senmörder. Und ihre Macht hat noch lange nicht aufgehört.

... Wir hätten bei dem moralischen Splitting 'Wir werden Sol­daten, um niemals Sol­daten sein zu müssen' spätestens 1989 eine glän­zende Chance gehabt, den ganzen Spuk zu beenden. Es war das dritte Mal, dass ein Russe den Westdeut­schen vorschlug, zum Preis für die Wiederverei­nigung aus der NATO auszu­treten und mit dem Zusammenbrechen des War­schauer Paktes gleichermaßen die Aufrüstung der NATO zu beenden.

Stellen Sie sich vor, wir hätten seit 1989 einen entmilitarisierten Korridor vom Ural bis zum Atlantik. Wir hätten gewaltige Summen für Rüstung in For­schung und Wissenschaft, in Wirtschaft und Menschlichkeit frei für die Bekämpfung der wirklichen Ursachen der Kriege. Wenn ihr im Bayerischen Hof schon nicht auf uns hört, dann hört zumindest auf euch selber, zum Bei­spiel auf Herrn Ban Ki-Moon. Der hat heute morgen genau das gesagt: wir sollten uns kümmern um die Gründe der Kriege: Ungerechtigkeit und Hunger. Welche Möglichkeiten hätten wir außerhalb der NATO, genau das zu tun, was der UNO-Generalse­kretär wünscht und will. Das sollte man hören in der Höhle von Herrn Ischinger.

Stattdessen erzählt man uns, wir hätten eine Verpflichtung zur Bündnis­treue. Die NATO selbst hat seit 1980 jede Treue zu sich gebrochen. Nicht einmal die Lüge, sie wäre eine Verteidigungsarmee hat irgendeinen Bestand. Sie ist ein aggressive Interventionsarmee weltweit geworden. Bush der Ältere will seit 1989 die Osterweiterung der NATO. Also ist sie dabei, die Ukraine zu spalten, Georgien zu spalten, Kirgistan zu spalten, mit den Ter­rorregimen in Usbekistan und Kasachstan zusammen zu arbeiten und den Aufmarsch gegen Afghanistan zu etablieren. Sie mischt sich überall ein, wo sie nichts verloren hat, in der per­manenten Gier nach Erdöl, Bauxit, Uran und allem was sie meint, brauchen zu müssen für ihren Selbstbehalt. Uns gehört aber nicht die Welt, bloß weil wir behaupten, sie zu brauchen. Immer noch sollten wir die Menschen fragen, die dort wohnen, ob wir bei ihnen auch willkommen sind. Und dann sollten wir uns so aufführen, dass wir es würden.

Die Militarisierung der deutschen Außenpolitik, für die Herr Guttenberg als Schönling heute steht, ist von Grund auf verlogen, weil sie humanitär begründet wird, aber kapital-interessiert, militaristisch die Welt in ein ein­ziges globalisierte Schlachtfeld dabei ist zu verwandeln. Deutsche gehören da nicht hin.

1995, zum 50. Jah­restag des Bombenabwurfes über Hiroshima und Nagasaki befragte man den Bomberpiloten Sweeney, was in all den Jahrzehnten in ihm vorgegangen wäre. Er war damals noch nicht einmal 25 Jahre. Und er hat mehr Menschen mit eigenen Händen getötet, als jeder andere – 150.000 Menschen in wenigen Sekunden. Sweeney verbat sich auf RTL in der Sendung mit Günther Jauch damals die Frage. "Was soll das?" Und er fügte hinzu: "Befehl ist Befehl! Jeder Soldat auf der Welt hätte das gleiche getan." Wo er recht hat, Mr. Sweeney, hat er recht. Dazu erzieht man Soldaten. Und eben deshalb gehören Soldaten ver­boten, weil sie die Verkörperung der exekutierten Unmenschlichkeit auf Befehl sind.

Hochbezahlte Berufsschlächter in Uniform sind nicht Bürger in Uniform, sie sind am Rande des Verbrecherischen konstitutiv, denn dafür braucht man sie. Glauben wir wirklich, dass die Täter aus dem sogenannten Zweiten Welt­krieg schlimmer wären, als die Jugendlichen heute? Ein kleines Beispiel: Gebirgs­jäger – genau die Abteilung, bei der Herr Guttenberg selber einmal, wie er glaubt, 'gedient' hat. 1943 bekämpft man auf dem Peloponnes Parti­sanen. Und die Folge? Ein ganzes Dorf, Kalabrita, mit 400 Menschen, Frauen und Kindern wird hin gemäht. Ein Völkermord, weitgehend unbekannt geblieben, weil ja 'nur an Griechen', weil ja 'nur von der Wehrmacht', kein SS-Sonderkommando, nur ganz normaler Krieg der Wehrmacht, von der Adenauer später sagte: "Sie ist rein geblieben im Zweiten Weltkrieg." Hol's der Teufel, wenn das 'rein' ist.

Vor meinen Augen habe ich das Bild eines japanischen alten Mannes, dem die Tränen in den Augen stehen. Er entsinnt sich der Invasion in Nanking 1938. Er sagte: "Ich hätte es von mir selber nicht geglaubt. Sechs Wochen Militäraus­bildung. Da war eine Frau mit einem Kind auf dem Arm. Und ich, wie ich es gelernt habe, mit dem Bajonett in eine Melone, ich ..." - Wenn das aus Men­schen wird, aus ganz normalen Menschen, wie sie hier auf diesem Platze stehen, in sechs Wochen, und die kaiserliche Armee schickt einen tri­umphalen Ruf zum Himmel, um das Verbrechen in den Herzen von Menschen hunderttau­sendfach zu übertönen, darf das nicht, weil es eine grässliche Vergangenheit war, auch weiter im Schlachthof der Geschichte jetzt die Zukunft werden. Nicht mit Herrn Ischinger, nicht mit Herrn Guttenberg, nicht mit Frau Merkel, nicht mit Frau Clinton, nicht mit der ganzen Bagage.

Es gibt keinen anderen Weg, als dass die Deutschen endlich lernen, sich einmal richtig zu wehren. An dem Desaster sind vier Parteien schuld. Ob Schwarz , ob Gelb, ob Rot, ob Grün – sie alle haben an Afghanistan mitge­macht, sie haben uns belogen mit dem sogenannten Hufeisenplan, um Serbien zu zer­schmettern, sie haben Weltverantwortung stets interpretiert als Kriegseinsatz. Und sie sagen auch jetzt, dass wir, wenn wir gegen den Krieg sind, populistisch und unverantwortlich reden. Frau Merkel und Co., wir reden aus Verantwortung für den Frieden. Denn nichts ist verbrecherischer und unverantwortlicher als der Krieg. Er lässt sich nicht schönreden, er ist blutbeschmiert. Und Blut ist keine Farbe. Das NEIN zu dieser Kriegspolitik sprechen wir aus Überzeugung und in Ver­antwortung. Aber manchmal muss man erstmal NEIN sagen, um das Falsche los­zuwerden damit die Bahn frei wird für das Richtige.

 

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
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UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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