21.04.2022: Am Karfreitag fand traditionell der Ostermarsch in Gronau/Westf. statt. Wie üblich wurde er gemeinsam von Gruppen der Anti-Atom- und der Friedensbewegung organisiert. Nach dem Auftakt am Bahnhof ging es mit dem Fahrrad in Richtung des örtlichen Gewerbegebiets. Hier endete der Ostermarsch mit einer Abschlusskundgebung vor dem Gelände der Urananreicherungsanlage der Firma Urenco.
Urenco liefert Uranmüll nach Russland, wo er zur Herstellung von panzerbrechender Munition verwendet werden kann. Auch ließe sich in der Urananreicherungsanlage durch einen Umbau Uran für Atomwaffen anreichern.
Die Vorbereitung des diesjährigen Ostermarschs gestaltete sich, laut den Organisatoren, sehr problematisch. Es wurde ziemlich kontrovers über einige Standpunkte diskutiert. Das betraf Themen wie die Waffenlieferungen an die Ukraine, das Schutzbedürfnis, die Gas-Versorgungssicherheit und die Armutsfalle. Trotz alledem kam es zu einem gemeinsamen Aufruf unter dem Motto „Energiewende und Frieden statt Urananreicherung und Krieg".
In diesem steht unter anderem sinngemäß, dass der brutale Angriffskrieg in der Ukraine vielen Menschen Leid, Tod und Vertreibung bringt. Der Krieg in der Ukraine sei aber leider nicht der einzige Krieg wie man in Syrien, dem Jemen, im Sudan und anderswo sehen kann. Ukrainische Atomanlagen seien Ziele von militärischen Angriffen russischer Truppen. Dort befindet sich auch angereichertes Uran von der Firma Urenco, kann man in dem Aufruf lesen. Urenco setze weiterhin auf den Neubau von Atomkraftwerken. So entstehen Atommüll und neue Abhängigkeiten, der Uranabbau ist umweltschädlich und findet in zumeist politisch instabilen Ländern wie Kasachstan, Usbekistan, Russland und Niger statt.
„Wir verurteilen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, er bringt den Menschen unermessliches Leid und Tod. Wir sind alarmiert: Ukrainische Atomanlagen sind auch Ziel von militärischen Angriffen der
russischen Truppen. In mehreren dieser Anlagen befindet sich von Urenco angereichertes Uran in den Brennelementen“, erklärte Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“.
Urenco strebt auch eine Kooperation mit dem Pentagon an und arbeitet deswegen an höchst dubiosen Modulreaktoren.
Jens Dütting vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen betonte, dass Urananreicherung der grundlegende Schlüssel sei, um atomwaffenfähiges Material herzustellen. „Mit dem Betrieb der Urananreicherungsanlage Gronau und der Zentrifugen-Firma ETC in Jülich sichert sich die Bundesrepublik den Status einer stillen Atommacht ‒ und mit den neuen F35-Bomber für die in der Eifel lagernden US-Atombomben stellt sich Deutschland weiterhin gegen den UN-Atomwaffenverbotsvertrag! Wir fordern ein Ende der Urananreicherung und Unterzeichnung des UN-Atomwaffenverbotsvertrages anstatt sich von Putin zum atomaren Wettrüsten verleiten zu lassen.“
Die Ostermarschiere*innen lehnten eine Aufrüstung der Bundeswehr kategorisch ab. Das Geld dafür könne besser für die Flüchtlingshilfe und in ein Klimasofortprogramm investiert werden. Sie appellierten, sich einzusetzen für Frieden und eine Energiewende, gegen Kriege und Wettrüsten, gegen Urananreicherung und Atomwaffen, gegen AKW-Laufzeitverlängerung sowie dem Weiterlaufen der fossilen Klimakiller.
Vor circa 250 Kundgebungsteilnehmern sprach neben anderen auch der russische Umweltaktivist und Träger des alternativen Nobelpreis Vladimir Slivyak. Er verurteilte den russischen Krieg gegen die Ukraine und sagte, dass dieser nur möglich ist, weil der russische Präsident dafür genug Geld hat. Dieses stammt vor allem aus dem Verkauf von fossilen und nuklearen Brennstoffen an die EU. "Das Geld aus dem Handel mit Brennstoffen wird zu Kanonen, Munition und Raketen“, sagte Vladimir Slivyak. Gerade die Firma Urenco arbeitet seit langem mit Russland zusammen. Die Umweltorganisation Ecodefense der er angehört ist, so erklärte er, seit 2014 schweren Repressionen ausgesetzt. Zum Schluss seiner Rede meinte er, heute müsse man nicht nur den Krieg gegen die Ukraine stoppen, sondern auch alle möglichen Schritte unternehmen, um einen größeren Krieg zu vermeiden.
Die Regionalgruppe Emsland der marxistischen linken beteiligte sich mit ihren Forderungen an dem Ostermarsch:
- Die Waffen nieder!
- Nein zum Krieg
- Abrüstung in Ost und West
- No Justice – No Peace
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