Internationales

alt14.02.2011:   Für alle Entwicklungsländer stellt sich die Frage der Modernisierung in Technik und Wissenschaft ähnlich dar. Wenn sie z.B. einen Entwicklungsabstand zu den fortgeschrittensten Industriestaaten von 50 Jahren und eine ähnliche Geschwindigkeit wie Letztere in der Entwicklung haben - werden sie den fortgeschrittensten Stand von Wissenschaft und Technik nicht nur nicht erreichen, sondern tendenziell und im Vergleich sogar zurück bleiben. Technologische Erfolge der Volksrepublik China im letzten Jahr zeigen, dass solches Schicksal nicht zwangsläufig ist. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Eisenbahnnetzen für Hochgeschwindigkeitszüge.

Der internationale Flughafen von Zhengzhou, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Henan, bestätigte im April 2010, dass alle Flüge nach Xi’an eingestellt wurden. Ein Sprecher der Fluglinie Joy Air, welche die Strecke bis kurz vorher bedient hatte, erläuterte, dass seine Fluggesellschaft genau diese Strecke als eine der drei ersten gewählt habe, als sie im August 2009 den Flugbetrieb aufnahm. Die Auslastung lag bei rund 63,3 Prozent – bis im Februar 2010 die neue Eisenbahnstrecke zwischen Zhengzhou und Xi'ian in Betrieb ging. Auf der 505 Kilometer langen Verbindung verkehren seither die Züge mit einer Spitzengeschwindigkeit von 350 km pro Stunde, was die Reisezeit von sechs auf weniger als zwei Stunden hat schrumpfen lassen. Der Flugverkehr war dieser Konkurrenz nicht gewachsen.

Dieses Beispiel macht deutlich, dass es bei der Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen nicht um Rennfahrerattitüden geht. Bei den Reisebewegungen in einem so großen Land wie China, mit einem gewaltigen Umfang zu Zeiten des chinesischen Neujahrsfestes (rund um die Zeit unseres Rosenmontages, bei dem man in diesem Jahr mit 230 Mio. Fahrgästen der Eisenbahnen rechnet - 12,5% mehr als voriges Jahr), ist auf Dauer der Ausbaus von Flughäfen und des Flugbetriebs kein wirkungsvolles Konzept, um den Wünschen der Menschen in dieser Hinsicht zu entsprechen. China plant daher in großem Umfang das Netz für Hochgeschwindigkeitszüge auszubauen und ist dabei jetzt in fast jeder Hinsicht weltweit führend.

In einer Rede auf einer internationalen Konferenz über Hochgeschwindigkeitseisenbahnen in Peking im Dezember 2010 kündigte Liu Zhijun (Minister für Eisenbahnwesen) eine deutliche Erweiterung des Schienennetzes für Hochgeschwindigkeitszüge an. Es soll in diesem Jahr um fast 5.000 Kilometer erweitert werden und bis Ende 2011 mehr als 13.000 Kilometer umfassen. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik Deutschland hat derzeit ein Eisenbahnnetz von etwa 38.000 km, jedoch nur 3.500 km davon sind für Schnellverkehr (über 200 km/h) ausgelegt.

Ende des Jahres 2010 umfasste das chinesische Netz für Hochgeschwindigkeitszüge Strecken von 8.358 km und ist schon derzeit das größte der Welt. Davon wurden allein im letzten Jahr 5.149 km in Betrieb genommen. Dieses Streckennetz macht mittlerweile ein Drittel der weltweit insgesamt fast 25.000 km Eisenbahnstrecke für Hochgeschwindigkeitszüge in 17 Ländern und Regionen aus, darunter Japan, Frankreich, Deutschland und Italien. Das chinesische Schienennetz wird damit insgesamt von 86.000 km im Jahr 2009 auf 91.000 km im Jahr 2010 gewachsen.

Es gäbe Pläne, dieses Jahr 700 Milliarden Yuan (80 Milliarden Euro) in den Eisenbahnbau zu investieren, sagte Anfang 2011 der Minister für Eisenbahnwesen. Das ist eine Zahl, die fast den Investitionen vom vergangenen Jahr von 709 Milliarden Yuan (81 Milliarden Euro) gleichkommt. Die diesjährige Investition soll die Strecke um 7.901 Kilometer auf insgesamt rund 99.000 Kilometer erweitern. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Chinas werde dabei um 4.715 km auf knapp über 13.000 km verlängert, teilte das Ministerium mit.

Bereits im März letzten Jahres hatte die VR China die weltweite Führung in der Technologie von Hochgeschwindigkeitszügen erreicht. Auf Grund von früher eingeführter Technologie von Bombardie und Siemens kann die Volksrepublik mittlerweile alles auf Basis eigener Technologie und Patente realisieren, was bei solchen Eisenbahnlinien nötig ist. Die Techniker des Landes haben zudem viel weiter gehende Erfahrungen beim Streckenbau, wo altes und neues Netz parallel genutzt werden können und wo komplizierte Situationen wegen verschiedener Bodenarten, wie zum Beispiel Weichboden, Karst- und gefrorener Boden, zu meistern sind.

Die Züge zwischen Peking und Schanghai werden noch im Juni 2011 mit Spitzengeschwindigkeiten von 380 km/h und übertreffen dann Züge aus  Japan, Deutschland und Frankreich deutlich. Der neu entwickelte CRH380BL Hochgeschwindigkeitszug erreichte während seiner Testfahrt auf der Pilotstrecke zwischen Peking und Schanghai am 9. Januar 2011 eine Rekordgeschwindigkeit von 487 km pro Stunde. Sun Bangcheng, Ingenieur bei CNR (China Northern Locomotive und Rolling Stock Industry Group) sagte bei der Information über diesen Erfolg, dass der CRH380BL als neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen in China von dem Unternehmen komplett selbst erforscht und entwickelt wurde. Der Zug habe zehn technische Innovationen, einschließlich einer stromlinienförmigen Lokomotive mit geringem Luftwiderstand, vibrationsarme Fahrgestelle und hochversiegelte Fahrgastzellen. Der Zug kann 1.004 Personen transportieren und wird in Zukunft das hauptsächlich eingesetzte Zugmodell sein.

An der Prestigestrecke zwischen Peking und Schanghai wird seit April 2008 gebaut. Der Tag der Eröffnung der mit Spannung erwarteten Strecke zwischen Beijing und Shanghai wurde inzwischen zweimal nach vorne verschoben - der ursprüngliche Zeitplan sah eine Eröffnung im Jahr 2012 vor. Zu Beginn letzten Jahres hatten Beamte vorgeschlagen, die Strecke Ende des Jahres 2011 in Betrieb zu nehmen, hieß es in früheren Berichten. Doch aufgrund der raschen Fortschritte beim Bau der 1.318 km langen Zugstrecke, wurde der Termin der Fertigstellung kürzlich auf Mitte Juni 2011 vorverlegt. Die Arbeiter installieren derzeit die Stromversorgung der Bahn und die Kommunikationssysteme. Mit der dann neuen Höchstgeschwindigkeit (380 km/h) wird auf dieser Strecke die Reisezeit zwischen den beiden Städten von aktuell zehn Stunden auf vier Stunden verkürzt.

Laut dem chinesischen Minister für das Eisenbahnwesen Liu Zhijun sei die Gewährleistung von "absoluter Sicherheit" Priorität für alle Abteilungen der Bahn. "Fehler und Mängel werden nicht toleriert," sagte er. Ein einwandfreier Betrieb sei entscheidend für den Bau von Hochgeschwindigkeits-Netzwerken sowie für Chinas Ruf beim Export von Bahntechnik.

Das Ministerium plant auch den Export seiner technischen Kenntnisse von Hochgeschwindigkeitszügen in andere Länder in der Hoffnung beim Ausbau der dortigen Streckennetze mitwirken zu können. Liu forderte ein Vordringen in potenzielle ausländische Märkte für Hochgeschwindigkeitszüge, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Brasilien, die Vereinigten Staaten und Russland. Er sagte weiterhin, Vorbereitungsarbeiten für kooperative Bahnprojekte in Laos, Myanmar und der Türkei sollten in diesem Jahr beschleunigt werden, so dass "sobald wie möglich mit dem Bau dieser Bahnprojekte begonnen werden kann."

Früheren Medienberichten zufolge wird China beim Bau einer Zugverbindung zwischen Laos und China im Jahr 2012 helfen. Außerdem soll eine 1.920 km lange Zugstrecke von Kunming, Hauptstadt der Provinz Yunnan in China nach Yangon, der größten Stadt in Myanmar entstehen. Das ist jedoch nur der 'regionale' Ausbauplan Chinas. Die Volksrepublik will in den nächsten 10 Jahren 17 Staaten durch ein Hochgeschwindigkeitsnetz für Züge zu verbinden. Bestehen soll dieses Netz aus drei Hauptrouten. Die erste soll Peking (China) und London (Großbritannien) miteinander verbinden. Die zweite soll folgende Länder miteinander verbinden: Malaysia, Burma, Vietnam und Thailand. Die dritte Linie würde von China über Russland bis nach Deutschland und von dort aus in andere europäische Bahnnetze gehen.

Text:  hth  /  Quelle: ChinaObserver, CIIC, dvice  /  Foto: gmoorenator