Internationales

alt24.09.2010:  Es ist noch nicht lange her, dass man mit dem Begriff der Blechhütten- und Zeltplanenslums vor allem die extremen Elendssiedlungen am Rande großer Städte in Indien, Afrika oder Lateinamerika verbunden hat - zumindest in den vorherrschenden medialen Darstellungen der westlichen Industrieländer. In diesem Jahr trat die Existenz solcher Slums in Frankreich als Wohnorte für etwa 100-150 Tausend Roma ins öffentliche Bewusstsein. Aber auch im Zentrum des Kapitalismus in der Welt, in den USA, sind solche Siedlungen seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise in 2008 nichts Unbekanntes mehr - und wie sich jetzt zeigt, keineswegs etwas Vorübergehendes.

In den letzten Woche veröffentlichte das us-amerikanische Census Bureau einen aktuellen Stand des jährlichen Berichtes über 'Einkommen, Armut und Krankenversicherung' der USA. In diesem Zusammenhang wurde auch erneut der Blick auf die dramatischen Auswirkungen für einen erheblichen Teil des mittelständischen Bürgertums der USA gerichtet. Gleichzeitig zur Herausgabe des Berichtes gab die marktbeobachtende Firma RealtyTrak bekannt, dass die Zahl der Zwangsvollstreckungen an Häusern und Wohnungen in den USA den höchsten Stand seit Beginn der Immobilienkrise im Dezember 2007 erreicht hat. Im August seien 95.000 Immobilien zwangsenteignet und den Kreditgebern übereignet worden. Damit sei die Zahl der Zwangsenteignungen im neunten Monat in Folge und gegenüber dem August des Vorjahres um 25% gestiegen. Im ersten Quartal 2010 war jede siebente Immobilien-Hypothek in Zahlungsverzug oder von Zwangsenteignung bedroht.

RealtyTrak schätzte die Zahl der in diesem Jahr von Zwangsenteignung und Wohnungsverlust betroffenen US-Amerikaner auf 1 Million. Seit Beginn der Immobilienkrise in den USA im Jahre 2007 sind laut RealtyTrak schon etwa 2,3 Mio. Häuser und Eigentumswohnungen wegen Unfähigkeit der Eigentümer zur Kreditbedienung an die Kreditgeber (i.a. Banken) zwangsübereignet worden. Nur ein Drittel dieser Immobilien wird derzeit wieder zum Kauf angeboten. Deren Preise liegen überwiegend unter den Kaufpreisen der früheren Eigentümer, welche in Massen der Schuldenfalle nicht entfliehen können und ... in den schon erwähnten Zeltplanenslums (tent cities) der USA dahin vegetieren und zu überleben versuchen. Hier ein Video über einen dieser neuartigen Slums am Rande von New York:

 

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Während dann der Blick auf die am Montag dieser Woche begonnene Konferenz der UN über Weltarmut und deren Beseitigung gerichtet wurde, veröffentlichte das US Census Bureau seinen schon erwähnten Bericht mit Zahlen, die die ungebrochene Zunahme der Verelendung breiter Schichten - jeder siebente Bürger ist betroffen - in den USA belegen. Hier einige zentrale Fakten:

  • Im Jahre 2009 lebten 14,3% der US-Amerikaner in Armut (für eine vierköpfige Familie max. 22.000 Dollar Jahreseinkommen), 2008 waren es noch 13,2% und im Jahre 2000 erst 11,3%. Der Zuwachs 2009 betraf in absoluten Zahlen etwa 4 Mio. Menschen.
  • Die Zahl der im Armut lebenden US-Amerikaner (43,6 Mio.) hat jetzt den höchsten Stand seit Beginn der betreffenden Erhebungen vor 51 Jahren erreicht. 2009 war zudem das Jahr mit der höchsten Zuwachsrate (s. Bericht S. 14). Die Armutsrate in den USA ist übrigens laut OECD (Organization for Economic Cooperation and Development) die dritthöchste unter den entwickelten Industrienationen.
  • Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit in den USA bei etwa 10%, aber diese Statistiken zählen viele de-facto Arbeitslose nicht mit. Seriöse Schätzungen kommen auf eine reale Arbeitslosigkeit von 16-22%. Tatsache ist jedoch laut Census Bureau, dass Anfang 2010 ca. 10 Mio. Amerikaner Arbeitslosenunterstützung erhalten, das sind viermal so viele Menschen, wie 2007.
  • Seit 2007 sank die Zahl der Beschäftigten mit eigenem Einkommen um 2,5 Mio. Männer und 1,3 Mio. Frauen. Während das Einkommen der ganzjährig vollbeschäftigten Menschen leicht um 1% auf 47,127$ stieg, nahm die Zahl der ganzjährig vollbeschäftigten Männer um 6,9 Mio. und die entsprechende der Frauen um 2,4 Mio. ab.
  • Von 2008 wuchs die Zahl der nicht Krankenversicherten bis 2009 von 46,3 Mio. auf 50,7 Mio. Menschen, das sind 16,7% der Bevölkerung. Entsprechend sank die Zahl der Krankenversicherten. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der durch staatliche Programme krankenversicherten US-Bürger von 87,4 Mio. auf 93,2 Mio. Menschen, das sind 30,6% der US-Bürger. (s. Bericht S. 24,25)
  • Über 41 Mio. US-Bürger leben von Lebensmittelkarten (food stamps), von Ende 2007 bis Mitte 2010 war das ein Anstieg um über 55 Prozent.
  • Das Durchschnittseinkommen eines US-Haushaltes ist derzeit 5% niedriger als zu dem höchsten Stand in 1999 von damals 52.000$.

In einem kürzlichen Bericht der Federal Reserve (US-Notenbank) wurde geschätzt, dass allein im zweiten Quartal 2010 Mehrpersonenhaushalte 1,5 Billionen Dollar Vermögensverluste erlitten haben.

Darüber hinaus gibt es Untersuchungen der Brookings Institution, dass in den nächsten zehn Jahren weitere 10 Mio. US-Amerikaner (davon 6 Mio. Kinder) in Armut fallen werden.

Und das Center for Retirement Research (Zentrum für Ruhestandsforschungen) der Boston College University gab ebenfalls in einer aktuellen Untersuchung im Auftrag von Retirement USA an, dass die US-Bürger für eine angemessene Ruhestandsvorsorge 6,6 Billionen Dollar zu wenig zur Verfügung bzw. zurück gelegt hätten.

Viele US-Amerikaner sehen, dass die Obama-Regierung keine wirksamen Mittel gegen diese schleichende Verelendung in den USA findet, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass Barack Obama sich zum Fürsprecher derjenigen Kräfte in den USA macht, die lieber Hunderte Milliarden Dollar für Militär und Kriegführung in aller Welt und insbesondere um Afghanistan ausgeben - unproduktive und zerstörerische Kapitalvernichtung. Die Seite der Republikaner will das Problem der Armut und Verelendung dagegen nicht einmal wirklich zur Kenntnis nehmen. Von diesen Fraktionen der us-amerikanischen Bourgeoisie haben die Werktätigen, Armen und Obdachlosen der USA nichts zu erwarten, aber bis zum eigenen organisierten Widerstand ist es auch noch ein langer Weg.

Text: hth  /  Foto:  ThinkingStiff (Tent City Obdachloser in Sacramento) 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
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Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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