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03.08.10: Vergangene Woche hatte ein japanischer Supertanker per Funk einen Zwischenfall in der Straße von Hormuz, der Meeresenge zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE), gemeldet. "Angriff auf Supertanker", "Explosion nach mutmaßlichem Angriff auf Tanker vor Oman" tickerten die Nachrichtenagenturen. Während der Supertanker Kurs auf den Hafen Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten nahm, verkündete der dortige Hafenkapitän, dass eine Monsterwelle den Tanker beschädigt habe. Die Reederei dagegen erklärte, dass die See ruhig gewesen sei, niemand etwas von einer Welle bemerkt habe und es auch keine Explosion gegeben habe.

Inzwischen wurde der Tanker in Fudschaira untersucht. Die Experten fanden zwar  eine riesige Delle, aber kein Leck und auch keine Spuren einer Explosion. Da es aber zweifelsohne zu einer Kollision gekommen war, kommt eigentlich nur ein U-Boot in Frage, das jetzt wohl irgendwo in den Gewässern zwischen dem Iran, dem Oman und den UAE beschädigt herumschwimmt. Der Sprecher der 5. Flotte der US-Marine beteuert, dass es kein U-Boot der US-Marine gewesen sei.

israelisches U-Boot vor der Küste des Iran
"Israel setzt atomare U-Boote vor der Küste des Iran ein", hatte am 22. Juni die israelische Zeitung Haaretz getitelt. Sie stützte sich dabei auf die Untersuchungen der British Sunday Times und einen israelischen Offiziers, der geäußert hatte, dass eines der von Deutschland gelieferten und zum großen Teil finanzierten U-Boote vom Typ Dolphin im Golf positioniert sei. Mit seinen atomar bestückten Cruise Missiles (Reichweite 1.500 km) kann das israelische U-Boot jedes Ziel im Iran treffen.

Zusätzlich hat eine beeindruckende Marineeinheit aus mehr als einem Dutzend Schlachtschiffen der Vereinigten Staaten und mindestens einer israelischen Raketenfregatte auf dem Weg zum Persischen Golf den Suezkanal durchfahren.

Wie der Journalist und politische Analyst Manlio Dinucci (www.voltairenet.org) vermutet, nicht nur, um den Iran einzuschüchtern und von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten. Der Aufmarsch der kombinierten US-israelischen Flotte könne durchaus als direkte Drohung auch gegen Pakistan verstanden werden. Der Aufmarsch finde zwar direkt im Anschluss an die vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktion gegen den Iran statt, aber er ist "vor allem die Antwort auf die Gas-Vereinbarung zwischen Teheran und Islamabad", vermutet Dinucci. Die US-Regierung sei alarmiert, dass sein Verbündeter Pakistan wenige Tage, nachdem der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Iran beschlossen hatte, das Abkommen mit Teheran unterzeichnet hat.

iranisches Gas nach Pakistan und China
Die beiden Regierungen haben einen Vertrag in Höhe von sieben Mrd. US-Dollar zum Bau einer Gas-Pipeline vom Iran nach Pakistan geschlossen. Das Projekt wird schon seit 17 Jahren verfolgt, war aber bisher von den USA torpediert worden. Der Iran hat dessen ungeachtet bereits 900 der 1.500 km langen Pipeline fertiggestellt. Von 2014 an sollen täglich 22 Millionen qm iranisches Gas aus dem Gasfeld South Pars nach Pakistan transportiert werden. Ursprünglich sollte die Pipeline weiter nach Indien geführt werden. Aber die Regierung in Neu Delhi hat Sorge, dass Pakistan den Gastransport als politisches Erpressungsmittel nutzen könnte.

Im Unterschied dazu will China Gas aus dem Iran importieren. Die China Petroleum Corporation unterzeichnete einen fünf Milliarden-Vertrag mit dem Iran über die Lieferung von Gas. Die China Petroleum Corporation steigt anstelle der französichen Total in die Ausbeutung der South Pars Gasfelder ein. Deren Vertrag war im Unterschied zur italienischen ENI vom Iran nicht verlängert worden. Für den Iran haben diese Verträge eine strategische Bedeutung. Der Iran verfügt nach Russland über die weltgrößten Gasvorräte, von denen der größte Teil noch nicht ausgebeutet wird. Mit der Pipeline nach Osten kann der Iran die von Washington betriebenen Sanktionen umgehen.

Das Problem: Das Gasfled South Pars mit den größten iranischen Gasvorräten liegt in einiger Entfernung von der Küste (offshore) im Persischen Golf. Die Förderung kann durch eine See-Blockade empfindlich getroffen werden. Sollten die USA und Israel mit der Blockade ernst machen, dann werden sie auf ein U-Boot zumindest vorerst verzichten müssen.

txt: lm
Foto: www.voltairenet.org