Wirtschaft

VW_wolfsburg_roger4336_05.03.2012: Und profitiert und profitiert und profitiert... Im vergangenen Geschäftsjahr schaltete der VW-Konzern den Rendite-Turbo ein und raste zum größten Profit aller Zeiten: 15,8 Milliarden Euro Nettoprofit (nach Steuern), mehr als doppelt soviel wie im Jahr davor mit 7,2 Milliarden Euro (+ 119%). Soviel hat bisher noch nie ein Dax-Konzern in dem viertel Jahrhundert seit Bestehen des Aktienindex´ erzielt. Weit abgeschlagen im Dax-Profit-Ranking der letzten Jahrzehnte folgen Siemens als zweiter mit 8,9 Milliarden Euro (im Jahr 2000), Allianz 8,7 (2007), Eon 8,6 (2009). Das VW-Ergebnis enthält einige Sondereffekte, aber selbst im operativen Geschäft kam der Konzern auf einen Nettogewinn von 11,3 Milliarden Euro. Außerdem: Profit ist Profit, egal wie er zustande kam.

„Angesichts der heute veröffentlichten Zahlen, liegen wir mit unserer Tarifforderung genau richtig“, erklärte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh; `eigentlich zu niedrig´, hätte er hinzufügen müssen. Denn, rechnet man die 15,8 Milliarden Gewinn auf die VW-Belegschaft von weltweit 502.000 Beschäftigten (einschließlich MAN) um, dann hat jeder von ihnen dem Konzern einen Nettoprofit von 32.000 Euro erarbeitet – vor Steuern sind es noch mehr. Die volle Durchsetzung der 6,5%-Forderung aber bringt jedem der 95.000 Inlandsbeschäftigten nur einen Bruttolohnzuwachs von etwa 3000 Euro im Durchschnitt. Zwar werden ein paar Tausender in den nächsten Wochen als Prämien pro Beschäftigten ausgeschüttet, doch werden diese Sonderzahlungen nicht tarifwirksam, hängen vom Gutdünken der Konzernleitung ab. Diese erhofft sich dabei zudem, dass mit den Prämienzahlungen die Kampfbereitschaft für die eigentlichen Tarifverhandlungen gedämpft wird.

Der VW-Konzern mit seinen 95.000 Beschäftigten in Deutschland ist ein eigenes Tarifgebiet der IG Metall. Die Tarifrunde findet jedoch dieses Jahr fast gleichlaufend mit der übrigen Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie statt. Auch die Forderung ist mit 6,5% die gleiche. Während jedoch um die Durchsetzung der Tarifforderung für die Beschäftigten noch hart gerungen werden muss, ist den VW-Aktionären, die keinen Handstreich zur Erarbeitung des Gewinns beigetragen haben, eine saftige Erhöhung ihrer Dividende bereits signalisiert: Plus 36%, bis zur Hauptversammlung könnte es sogar noch mehr werden. Und VW-Boss Martin Winterkorn, der mit 9,33 Millionen Euro (2010) Gesamtvergütung der höchstbezahlte Vorstandschef eines Dax-Konzerns ist und 2010 41,4% mehr einschob, dürfte auch diesmal bei seiner persönlichen Gehaltsrunde kräftig zulangen. Es dürfte vor allem wieder üppige Boni für den Vorstand und das übrige Top-Management regnen.

Die 6,5%-Lohnzuwachs bei den VW-Beschäftigten, könnte der Konzernvorstand locker aus der Westentasche finanzieren: Sie machen ganze 300 Millionen Euro aus; der Konzerngewinn ist mehr als fünfzig mal so hoch. Rein theoretisch könnte VW mit seinem 15,8 Milliarden Nettogewinn die gesamte Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie voll finanzieren, auf Euro und Cent bis zur letzten Stelle hinter dem Komma. Laut Gesamtmetallmetall-Präsident Kanngeiesser kostet ein Prozentpunkt Lohnerhöhung die Metall- und Elektrobetriebe insgesamt 1,9 Milliarden mehr. Bei 6,5-Prozentpunkten wären das 12,35 Milliarden Euro. Plus 0,3 Milliarden für die VW-Beschäftigten macht dann insgesamt 12,66 Milliarden Euro aus. Blieben immer noch mehr als drei Milliarden Nettogewinn übrig, gar nicht zu reden von den 17 Milliarden liquiden Mitteln, mit denen VW nicht weiß wohin damit und sie deshalb zur Geldvermehrung auf den Finanzmärkten einsetzt.

Gar nicht zu reden von den ebenfalls üppigen Profiten der übrigen Autokonzerne: BMW 5,1 Milliarden Euro netto, Daimler 5,66 Milliarden Euro.

Fred Schmid, isw        Bild: roger4336

siehe auch:

faustkaefer_dkp_rote_kaeferRekordergebnis für VW-Konzern - für Beschäftigte auch alles o.k.?

Aus: „Roter Käfer“, Betriebszeitung der DKP für VW Braunschweig und Wolfsburg, Ausgabe 11/2011