Wirtschaft

22.03.2010: Der bundesweite Aktionstag der Mitarbeiter von Siemens IT Solutions and Services (SIS) gegen die Umstrukturierungspläne des Konzerns- sprich Jobvernichtung - fand u.a. in München, Fürth, Paderborn und Neustadt statt. In München trafen sich um 12 Uhr die SIS-Beschäftigten am U-Bahnhof München-Neuperlach Süd zu einer kurzen Demonstration um den Standort mit abschließender Kundgebung der IG Metall.

Für einen Betrieb, der hauptsächlich Forschung und Entwicklung betreibt, also überwiegend Ingenieure beschäftigt, war die Beteiligung sehr erfreulich: waren bei der ersten Aktion nur ca. 350 Kolleginnen und Kollegen dabei, kamen zu 2. Aktion schon 700, und diesmal waren es noch weit mehr.

Eine Ursache war sicherlich der Beschluss des Siemens-Vorstands vom 18.3.2010, SIS auszugliedern. Wie die Betriebsrats-Vorsitzende Ulrike Schröder berichtete, sollen deutschlandweit 7500 Kolleginnen und Kollegen ausgegliedert und 2000 in eine separate Einheit innerhalb der Siemens AG verschoben werden. Wer sich nicht ausgliedern lassen will, muss befürchten, auch in dieser separaten Einheit zu landen, der kein langes Leben vorausgesagt wird. In München sollen etwa 900 Beschäftigte in diese separate Einheit abgeschoben werden, was für die nichts anderes als Entlassung bedeutet. Und der Rest hat erhebliche Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zu befürchten, wenn man sich nicht massiv dagegen wehrt.

Diese Entwicklung schließt an den jahrzehntelangen Personalabbau bei Siemens München an: von ursprünglich 50 000 blieben noch 10 000 übrig, in Perlach sind es noch 6000 von 12 000. Ob Pierer, Kleinfeldt oder Löscher, sie alle rationalisierten, statt zu investieren, klagte der erste Bevollmächtigte der IG Metall, Horst Lischka. Er forderte mehr Kreativität vom Management, und verpasste so Chance, die Belegschaft darauf hinzuweisen, dass es die ökonomische Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus ist, die die Unternehmer zwingt, bei Strafe des Untergangs ihre Profite zu steigern. Rationalisierung bedeutet, dass immer weniger Kollegen genauso viel leisten sollen und so der Gewinn steigt.

Lischka wies weiter auf den schreienden Widerspruch hin, dass Löscher einen Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der TU finanzieren will, während er ein Rekordniveau an Massenentlassungen zu verantworten hat. Aber auch mit Moralappellen ist dem Kapitalismus nicht beizukommen, er reagiert allein auf Druck. Das jedoch wurde deutlich gesagt und die Demonstranten aufgefordert, noch mehr Kolleginnen und Kollegen beim nächsten Mal mitzubringen, wo es dann zum Wittelsbacher Platz, der Konzernzentrale gehen soll.

Martin Kimmich, der zuständige Sekretär der IG Metall meinte, der Unternehmer „hat das Widerstandspotential erkannt und hat Angst“, das sei bei den Gesprächen des Betriebsrats mit der Geschäftsleitung sichtbar geworden. Also müsse der Druck weiter erhöht werden, das sei die einzige Sprache, die Siemens verstehe. Da hat er Recht! Weitere Aktionen werden folgen!

Text: rem

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