Wirtschaft

mind the pay gap28.10.2016: In ganz Island haben Frauen am vergangenen Montag (24. Oktober) genau um 14.38 Uhr die Arbeit niedergelegt, um damit gegen die „Lohnlücke“ zwischen Frauen- und Männerlöhnen (Gender Gap) zu demonstrieren. Dazu aufgerufen haben Gewerkschaften und Frauenorganisationen. Das berichtete die Iceland-Review online am 25.10.2016. Der 24. Oktober ist für die isländischen Frauen der Jahrestag eines ersten Streiks für die Gleichberechtigung bei den Löhnen im Jahr 1975.

Damals hatten zehntausende Frauen ihre Arbeitsplätze verlassen, um sich im Stadtzentrum der Hauptstadt Reykjavik zu einem  „Kvennafrídagurinn“ (Frauen-Ruhetag) zu versammeln. Wiederholt wurde die Aktion danach in den Jahren 2005 und 2008. Dieses Jahr war eine Kundgebung mit entsprechendem Programm auf dem Austurvöllur-Platz vorgesehen.

Nach statistischen Berechnungen lagen die Frauenlöhne damals, berechnet im Vergleich zu den Männerlöhnen bei einem achtstündigen Arbeitstag,  um so viel hinter denen der Männer, dass pro achtstündigem Arbeitstag ab 14.08 Uhr ohne Bezahlung arbeiteten, wenn der Männerlohn als Berechnungsgrundlage genommen wird. Inzwischen ist die Anpassung der Frauen- an die Männerlöhne also statistisch um insgesamt 30 Minuten vorangekommen.  Bei Beibehaltung dieses Tempos wäre die volle Gleichstellung also erst im Jahr 2068 erreicht.

Dabei liegt Island nach den jährlichen Global Gender Gap-Report des in der Nähe von Genf ansässigen Weltwirtschaftsforums, das seine bekannten Jahrtestreffen in Davos abhält, im Vergleich zu den übrigen europäischen Staaten an der Spitze. Demnach liegen die Frauenlöhne in Island nur um durchschnittlich 14 – 18 % niedriger als die der Männer. Der EU-Durchschnitt liegt bei 16,65 %. In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich 21 % weniger als Männer.

Der Vorsitzende des Isländischen Gewerkschafsbundes (ASI), Gylfi Arnbjörnsson, erklärte in nationalen Rundfunksender RUV, dass Diskriminierungen aus Gründen des Geschlechts eigentlich schon seit 60 Jahren in Island illegal seien. Lohnvereinbarungen dürften deshalb nur den Ausbildungsgrad und die verschiedenen Beschäftigungsarten berücksichtigen, aber nicht, ob der Empfänger ein Mann oder eine Frau ist. Es sei unwichtig, ob es sich bei der Lohnlücke wirklich um einen „Gender Gap“ handle oder die Schlechterbezahlung von Frauen mit anderen Gründen motiviert werde, die Lücke sei einfach unakzeptabel.

Text: Georg polikeit   Grafik: Mike Licht